Verhandeln in der Krise – warum gerade jetzt Werte und Beziehungspflege so wichtig sind

Autor:

Michael Bullinger

Veröffentlicht:

17.03.2020

In der aktuellen Corona-Krise stehen nicht nur wir und unser Gesund­heits­wesen, sondern auch die meisten Geschäfts­beziehungen vor der besonderen Heraus­forderung, Krisen­fähigkeit zu beweisen. Funktionierende, verlässliche und nachhaltige Geschäfts­beziehungen müssen erhalten bleiben. Denn sie sind das Rückgrat unserer Wirtschaft.

Solidarisch sein

Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga wandte sich am Montag angesichts der Corona-Epidemie mit einem dringenden Appell an die Bevölkerung und die Wirtschaft: «Jetzt braucht es alle, die mitmachen, jeden Einzelnen von uns. Es braucht Solidarität.»

Mit Solidarität meinte sie, neben der Einhaltung der Hygiene-Vorschriften, das so genannte Social Distancing. Was eigentlich bedeutet: körperlich Distanz halten. Denn im sozialen, gemeinschaftlichen Sinn hat die Einhaltung dieses Gebots keine distanzierende, sondern eine verbindende Wirkung. Verbindend im Sinne von Solidarität und gegenseitiger Wertschätzung, im Sinne von Protecting Each Other.

Geschäftsbeziehungen schützen

Gemeinschaft besteht aus zwischenmenschlichen Beziehungen und diese sind dann gefährdet, wenn jeder nur an sich denkt.

Dies gilt auch für Geschäfts­beziehungen: Die Beziehungen zwischen Auftraggebenden und Auftragnehmenden, Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden, Lieferant/innen und Kunden/innen stehen jetzt vor besonderen Herausforderungen. Gute, verlässliche und nachhaltige Geschäfts­beziehungen müssen geschützt werden, damit die Wirtschaft überleben kann. Denn sie sind das Rückgrat unserer Wirtschaft. Auch hier sind wir aufgerufen: Es braucht Solidarität.

Solidarität beginnt mit einer entsprechenden Werte­haltung. Die Haltung jedes Einzelnen in dieser Krise, die uns alle unbedingt angeht, ist entscheidend.

Gemeinsam nach Lösungen suchen

Im Zürcher Verhandlungsmodell stehen Beziehung, Persönlichkeit und Werte im Kontext einer Haltung, die eine (für beide Seiten) Mehrwert generierende und wertschätzende Geschäfts­beziehung anstrebt. Verhandeln heisst in diesem Sinne (und Modell): Was immer vereinbart wird, soll beiden Seiten dienen.

In solidarischen Geschäfts­beziehungen suchen wir gemeinsam nach Lösungen, wie die Existenz bedrohenden Folgen von Stornierungen, Termin­verschiebungen, Absagen von Aufträgen, ausbleibender Kundschaft, Rückgang von Umsatz, etc. möglichst klein gehalten werden können. Für uns selbst UND für die andere Seite. Denn wir alle haben die Möglichkeit, etwas Konstruktives beizutragen für die Bewältigung der Krise. Und wir sind ja alle immer beides: Auftrag­gebende wie Auftrag­nehmende, Arbeit­gebende wie Arbeit­nehmende.

Beziehung heisst Vertrauen, dass man sich gegenseitig auch in Krisen­zeiten unter­stützt. Wenn das Vertrauen in die Zukunft so strapaziert ist wie in diesen Tagen – wie an den Aktien­märkten auf dramatische Weise sichtbar wird –  sind beziehungsfördernde und vertrauens­bildende Mass­nahmen hier und jetzt entscheidend.

Fazit

Wenn es den Einzelnen gut geht, geht es auch der Gemeinschaft gut. Wenn es der Gemeinschaft gut geht, geht es auch den Einzelnen gut. Kaum je zuvor war es wichtiger, dass Menschen nicht nur an die eigene körperliche Gesundheit, sondern auch an die körperliche Gesundheit der Anderen denken. Und kaum je war es von grösserer Bedeutung, dass wir nicht nur an die eigene wirtschaftliche Gesundheit, sondern auch an die wirtschaftliche Gesundheit des Anderen – und damit von uns allen – denken.

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